Eine Österreicherin mit Pinzgauer Rindern in Australien

Über mich - Julia Roso

Ich bin aus Bregenz in Vorarlberg und wollte schon während meiner Studienzeit immer auswandern – wohin wo es wärmer ist und keinen Nebel hat. Das ist mir in 1997 gelungen – ich bin ganz allein in ein Flugzeug gestiegen und nach Sydney geflogen, und habe es nie bereut. Ganz entgegen aller Vorstellungen gibt es hier Gegenden, wo es genauso wie im Bregenzerwald aussieht, nur dass es nie kälter als 5 Grad wird und Palmen in den Wiesen wachsen, zum Beispiel wo ich jetzt wohne, in Kiama 2 Stunden südlich von Sydney. Da ist es sehr schön, und ich habe zusammen mit meinem Mann und meinen zwei Kindern eine kleine Farm. Es sind nur 42 ha, und das ist für Australische Verhältnisse sehr klein, aber wir können ungefähr 80 Mutterkühe halten.

 

Wie sieht die Rinderzucht in Australien aus?

Australien hat, außer in den Regionen and der Küste wo in der Nähe der Bevölkerungszentren Nebenerwerbs- und Hobby-Bauern zu finden sind, eine sehr geringe Bevölkerungsdichte und Böden, die sehr alt und daher nicht sehr produktiv sind, wenig Regen und extreme klimatische Verhältnisse, deswegen müssen Betriebe relativ viel Land bewirtschaften. Zusätzlich hat sich der Australische Staat der freien Marktwirtschaft verschrieben und sieht es nicht als seine Aufgabe, Betriebe zu fördern.

Hier ist unsere Tochter mit den Kühen vor unserem kleinen roten Farmhaus.

Dies führt dazu, dass Betriebe in der Regel sehr groß sind um profitabel zu sein, mindestens ein paar hundert Mutterkühe aufweisen und oft auch noch großflächigen Getreideanbau betreiben. Weiter weg von den Bevölkerungszentren im Landesinneren sind die Herden oft mehrere tausend Tiere auf mehreren Tausend Hektaren, und die Besitzverhaeltnisse sind organisationsprivatisiert. Unter solchen Umstaenden ist es klar dass Australische Rinder nie einen Stall sehen, und auch das ganze Jahr keine Menschen, und die Infrastruktur um solche Farmen zu bewirtschaften muss industriell angelegt sein.

Im Moment gibt es nur sehr sehr wenige Betriebe, die Lizenzen haben, um einen Hof mit einem Schlachthof zu kombinieren. Kleinere Metzgerbetriebe duerfen hier in der Regel auch nicht schlachten, deshalb muessen alle Tiere in grosse Schlachthöfe transportiert werden. Wir hoffen, dass sich diese Situation in der Zukunft einmal verbessern wird, und dass Lizenzen an mobile Metzger vergeben werden, die dann auch direkt auf die Höfe kommen könnten. Das wäre für die Tiere die ideale Situation, aber wir werden uns wohl noch etwas gedulden müssen, bis die Bevölkerung dies auch von unseren Politikern verlangt.

Warum habe ich Pinzgauer?                                                                                       

Je nach Klimazone gibt es in Australien entweder Bos Indicus Herden, oder Herden die inzwischen größtenteils von Angus dominiert sind. In unserer Gegend dominieren schwarze Angus Rinder. Da wir nur eine ganz kleine Farm haben, wollten wir etwas spezielles, und haben uns den Pinzgauern verschrieben – die gelten hier wie auch daheim als seltene Rasse (wir haben weniger als 300 aktive Muttertiere im Zuchtbuch registriert).

Sie sind wirklich ganz spezielle Tiere, die auch unter Australischen Verhältnissen bestens gedeihen. Sie sind sehr liebe, langlebige und produktive Mutterkühe, ideal für kleinere Betriebe, eine wunderschöne Erinnerung an Österreich in unseren Wiesen.

 

Was für Pinzgauer gibt es in Australien?                          

Pinzgauer sind in Australien exklusive Fleischrinder. Sie sind besonders gut geeignet für die Gegenden an der Küste, wo sich auch Milchbetriebe befinden, da es relativ viel regnet, viel frisches Gras wächst und Mutterkühe mit hoher Milchproduktion gute Kälber für den Schlachthof produzieren können.

Es gibt manchmal einen Milchbauern der sich einen Pinzgauer Bullen kauft, damit er seine Milchkühe (meist Holstein-Friesian) damit decken kann und entweder die Milch für Käseproduktion verbessert, oder die Kälber besser verkaufen kann, weil sie mehr Bemuskelung haben als reine Milchrassen.

Es soll angeblich seit Anfang des 20ten Jahrhunderts in Australien Pinzgauer gegeben haben, die waren aber nicht in einem Zuchtbuch registriert. Die Pinzgauer die wir jetzt züchten, stammen von Tieren ab, die in den 90er Jahren aus Kanada und Amerika nach Australien kamen, entweder als Mutterkühe, Gefriersamen oder Embroynen. Ein Zuchtbuch wurde dann auch gegründet, und es ist jetzt für alle öffentlich im Internet einsehbar. Es gab dann bis ungefähr 2010 viele Züchter, die ausgestellt haben, und wir haben auch einen Export nach Österreich vorzuweisen, Ravensbrook Cäsar – der dort CESAR heißt. Seitdem ist die Anzahl der Pinzgauer etwas zurückgegangen, hauptsächlich deswegen, weil einige Züchter in Pension gegangen sind.

Netterweise hat man mich gefragt, im Australischen Pinzgauer Zuchtverein mitzumachen (www.pinzgauer.org.au), wo ich jetzt  Vizepraesident bin, und so ist es wirklich schön, der internationalen Pinzgauerzuchtgemeinschaft angehören zu können. Wir hatten 2020 eine Tour für die Internationalen Pinzgauerzüchter mit Besuch auf unserer Farm geplant, die dann wegen COVID leider nicht stattfinden konnte. Hoffentlich ist aufgeschoben nicht aufgehoben!

 

Wie bewirtschaften wir unsere Farm?

Unsere kleine Farm war früher auch mal ein Milchbetrieb, aber die Grundstückspreise in der Nähe von Sydney sind in den letzten 20 Jahren so gestiegen dass der Grundbesitz mehr fragmentiert wird und immer mehr Milchbetriebe schliessen. Wir haben ein subtropisches Gras das Kikuyu heisst und aus Südafrika importiert wurde. Es ist aktiv von November bis Mai, und im Herbst kann man Weidegras und Klee aussähen für die nächsten Monate.

Wir bewirtschaften die Farm indem wir die Tiere in einer Rotation grasen lassen, d.h. sie bekommen jeden Tag ein neues Stück Wiese. Das erhält die Artenvielvalt des Bodens und erlaubt uns an biologischen Prinzipien festzuhalten. Unsere Tiere haben die besten Blutlinien die es in Australien gibt, da wir das Glück hatten, von einigen der Gründungsmitgliedern der Australian Pinzgauer Breeders Association, die langsam in Pension gehen, die beste Genetik erwerben zu können.

Wir haben eine Auswahl eigener Zuchtbullen in der Wiese, die wir einsetzen. Wir machen auch jedes Jahr eine Runde küstlicher Besamung mit Samen aus Österreich, und haben inzwischen bereits Kälber von kr Mars, Max und Haller Fex.

Wer noch mehr Interesse hat, kann sich gerne entweder unsere Webseite www.fairfieldfarm.com.au anschauen.

Besten Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

Ein Beitrag von Julia Roso

Eine Österreicherin mit Pinzgauer Rindern in Australien