In Leogang, wo einst Bergknappen Silber und andere kostbare Erze schürften, wird heute Wissen geschmiedet. In einem außergewöhnlichen Vermittlungsprojekt wird die Brücke zwischen mittelalterlichem Bergbau und traditioneller Handwerkskunst geschlagen. Unter dem Titel „Vom Berg zum Buch“ lud das Bergbau- und Gotikmuseum Leogang die Schülerinnen und Schüler dazu ein, Geschichte und Handwerk nicht nur zu entdecken, sondern mit eigenen Händen zu gestalten.
Das Projekt, das im Rahmen der Initiative „Kunst ist Klasse!“ von der OeAD (Österreichs Agentur für Bildung und Internationalisierung) und dem BMWKMS gefördert wurde, richtete sich an Schülerinnen und Schüler der ersten und zweiten Klassen von Mittelschulen. Ziel war es, die kulturelle Bedeutung der alten Handwerkskunst - wie dem Buchbinden, dem Vergolden oder der Kalligraphie - und die Arbeitswelt des frühneuzeitlichen Bergbaus erlebbar zu machen – und beides miteinander zu verbinden. Für das Projekt konnten die zweiten Klassen der Mittelschulen in Fieberbrunn, Leogang und Saalfelden Bhf. gewonnen werden.
Vom Schwazer Bergbuch zur eigenen Buchkunst
Im Zentrum steht ein wahrer Schatz der österreichischen Kulturgeschichte, das „Schwazer Bergbuch“ aus dem Jahr 1556, das sich als Leihgabe der Montanuniversität derzeit im Museum befindet. Diese prachtvolle Handschrift dokumentiert die Arbeits- und Lebenswelt der Bergleute im 16. Jahrhundert und gilt durch die Kombination aus bergbaulichen Texten und Illustrationen als Symbol für das Zusammenspiel von Wissen, Kunst und Handwerk. In den Räumlichkeiten des Bergbau- und Gotikmuseums Leogang erfuhren die Schülerinnen und Schüler zunächst alles über das Projekt und dessen Umsetzung, darüber hinaus bestaunten sie das originale Schwazer Bergbuch und lernten die historischen Hintergründe kenne.
Die teilnehmenden Schulklassen
Die Welt des Kunsthandwerks
Gemeinsam mit erfahrenen Kunsthandwerkerinnen und Kunsthandwerkern, wie der Kalligraphielehrerin Rita Hackl, dem Malermeister und Vergolder Ägidius Scheiber sowie dem Buchbinder Christian Fuchs, wurden die Schülerinnen und Schüler in die Welt des Kunsthandwerks eingeführt. Zunächst zeigten Rita Hackl und Ägidius Scheiber ihr praktisches Können in den Klassenzimmern, dabei durften die Schülerinnen und Schüler die Seiten für ihr eigenes Buch gestalten, sie versuchten sich im
Kalligraphieren und Versilbern. Für den letzten Schliff begaben sich die Klassen in die Buchbinderei Fuchs in Saalfelden, ein wahres Paradies für alle, die altes Kunsthandwerk lieben. Mit teils hunderte Jahre alten Maschinen wurden die fertigen Seiten bearbeitet und zum Schluss von jedem Schüler fadengeheftet. Selbst den Buchdeckel durften die Schülerinnen und Schüler selbst mit Buchbinderleinen überziehen. Heraus kamen einzigartige Buchexemplare für alle beteiligten Schülerinnen und Schüler. Um das Projekt im Museum dauerhaft erfahrbar zu machen, beschlossen alle Projektpartner die Gestaltung eines gemeinsamen Buches, das dauerhaft im Bergbau- und Gotikmuseum Leogang präsentiert und eingesehen werden kann.
Kinder im Museum
Das Bergbau- und Gotikmuseum versteht sich seit Jahren als außerschulischer Lernort, der Kunst und Geschichte kindgerecht vermittelt. Mit Kinderprogrammen, Workshops und Führungen öffnet es jungen Besucherinnen und Besuchern regelmäßig die Tore zur Vergangenheit und in die Welt der Kunst. Auch mit diesem Projekt ist es gelungen, Fächer wie Geschichte, Kunst, Deutsch und Werken zu vereinen und zugleich Feinmotorik,
Kreativität und Teamarbeit zu fördern.
Abschlussveranstaltung
Den feierlichen Abschluss bildete die Buchpräsentation in der Aula der Mittelschule Leogang am 14.11.2025, bei der die Kinder ihre Werke und Erfahrungen vor Eltern, Lehrpersonen und Projektpartnern vorstellten. So wird aus
historischem Wissen gelebte Erfahrung – und aus Lernen ein kreatives Abenteuer.
Dieses Projekt wurde gefördert von
