Renaissance der Schmiedekunst

Die beiden Vollblutschmiede Riedlsperger Reinhard und Schett Josef sind seit 10 Jahren Teil einer Gruppe von insgesamt 6 Schmieden, die eine spätmittelalterliche Esse wieder in Betrieb genommen haben. Seither wechseln sich die Schmiede wöchentlich ab und lassen das fast vergessene Kunsthandwerk wieder aufleben. Die Gotik war die Blütezeit des Schmiedehandwerks und wird in einer Sonderausstellung im Thurnhaus gezeigt. Die beiden Herren haben sich für ein kurzes Gespräch bereitgestellt und erzählen von alten Zeiten, der Reaktivierung der Schmiede sowie von der Zukunft des rargewordenen Handwerks. 

BGM: Reinhard, erzähl uns kurz wie du zum Schmieden gekommen bist?

Riedlsperger Reinhard: Ich habe mit einer Schlosserlehre beim Obernosterer in Zell am See angefangen. Diese Lehre beinhaltete nicht nur die Bauschlosserausbildung, sondern auch die Arbeit in der Schmiede. Anschließend habe ich dort einige Jahre gearbeitet und sowohl das Schmiedehandwerk als auch die Bauschlosserarbeiten erlernt.

BGM: Ab wann hast du in der Schmiede in Hütten zu arbeiten begonnen?

Riedlsperger Reinhard: Das war vor 10 Jahren. Wir sind 6 Schmiede und wechseln uns immer ab – jede Woche ist eine andere Partie an der Reihe.

BGM: Wie ist das zustande gekommen, dass ihr diese alte Schmiede in Hütten wieder reaktivieren konntet?

Riedlsperger Reinhard: Das ist eigentlich vom Museum ausgegangen, gemeinsam mit Riedlsperger Sig – er wollte, dass das wieder weitergeführt wird.

BGM: Wie habt ihr den Werdegang des Museums erlebt? Ihr wart ja beide von Anfang an dabei.

Schett Josef: Wir sind meistens durch die verschiedenen Veranstaltungen, Hochzeiten, Gästeehrungen usw. ins Leoganger Museum gekommen. Das hat die Leute schon immer sehr gerührt. So eine Hochzeit, wie vor einem Jahr von meinem Sohn, ist schon etwas Besonderes in diesem Rahmen.

Renaissance der Schmiedekunst

BGM: Konntet ihr euch von der mittelalterlichen Schmiedekunst auch etwas abschauen oder gar nachmachen?

Schett Josef: Man versucht es oft nachzumachen, aber man stoßt hier an seine Grenzen. Das war ja die Hochblüte der Schmiedekunst und es sind so viele Feinheiten, mit denen du dich befassen müsstest. Heute nimmt man sich auch die Zeit nicht mehr dafür. Wenn ich mir ein solches Schloss mit diesem Mechanismus und diesen vielen verschiedenen Eisenelementen anschaue, wird mir schwummerig, da ich weiß, wie viel Zeit und Aufwand das bedeutet. Früher hat die Zeit keine Rolle gespielt, heute schaut das ganz anders aus. Heute soll alles schnell und günstig gehen.

BGM: Was war früher anders an diesem Handwerk?

Schett Josef: Das Schmiedehandwerk war damals ein angesehenes Handwerk, weil zu dieser Zeit noch so viel gemacht wurde. Da waren natürlich besondere Spezialisten am Werk, die man heute kaum noch findet.

 

BGM: Könnt Ihr euch erklären, warum das bei uns weniger wurde?

Schett Josef: Das war ein ständiges auf und ab! Wir haben ja gemeinsam gelernt, wir waren miteinander in derselben Firma, er hat gelernt und ich habe erst angefangen. Damals gabs sehr viele Kunstschmiedearbeiten.

Riedlsperger Reinhard: Da hatten wir eine Hochblüte! Was wir zu dieser Zeit Geländer und Gitter gemacht haben – die Schmiede war praktisch ununterbrochen in Betrieb. Es waren immer zwischen 3 und 4 die das gemacht haben und das Feuer hat fast immer gebrannt.

Schett Josef: Dann ist das abgeflaut, dann wurde das weniger. Es ist maschinell mehr gekommen.

Riedlsperger Reinhard: Die Industrie hat praktisch das Handwerk übernommen.

Schett Josef: Die Sachen waren damals auch teuer und dann ist ein anderer Stil gekommen – alles wurde geradliniger. Früher haben wir irrsinnig oft und gern solche Verschnörkelungen gemacht.

Riedlsperger Reinhard: Man muss sich vorstellen, dass jeder Schmied seinen eigenen Stil hat, jeder Schmied verleiht seinem Stück seine eigene Note. Wenn ich mir heute im Pinzgau eine Schmiedearbeit anschaue, weiß ich genau wer das gemacht hat.

BGM: Gibt es im Pinzgau noch viele, die das nach wie vor betreiben?

Schett Josef: Es sind schon noch ein paar aber es sind schon viel weniger geworden. Der Thorerschmied in Saalfelden hatte damals ja wunderschöne Sachen. In Bramberg schmiedet noch einer und in Stuhlfelden beginn jetzt wieder ein junger Schmied. Er war neulich erst bei uns und will dieses alte Handwerk wieder betreiben.

BGM: Was ist die Besonderheit an dieser Arbeit?

Riedlsperger Reinhard: Die Schmiede ist eine reine Handarbeit, wir haben eigentlich fast keine Maschinenarbeit. Die Maschinen helfen dem Schmied eigentlich nur bei der Handarbeit. Jeder Schlag auf unser Eisen hat irgendwo eine Wirkung – man sieht jeden Handgriff.